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Porträt: 25 Jahre Dacapo-Theater in Göppingen

Aktualisiert: 26. Sept. 2019

1993 wurde das Dacapo-Theater Göppingen gegründet. Mit Inszenierungen von oft skurrilen Stücken ist es eine feste Größe.

Zu den wichtigesten Produktionen von Dacapo geörte 1995 das Beckett-Stück "Warten auf Godot". Vorne Thomas Faupel, der in vielen Inszenierungen Regie führte; zweiter von links ist Ralf Rummel, der die Gruppe seit diesem Jahrtausend leitet.

Als sich das „Junge Theater“ 1991 verabschiedete, ging der schmalen Göppinger Szene ein gutes Kindertheater unter der Leitung Klaus Caesars verloren. 1993 startete Caesar Dacapo. Der Name bedeutet sinngemäß „nochmal, von vorne“. Das bedeutet wechselnde Besetzungen, völlig unterschiedliche Stücke und immer neue Schwerpunkte, die sich aus dem ergeben, was die Gruppe gerade beschäftigt. Der Name ist also Programm. Mit jedem neuen Stück, mit jedem neuen Mitglied, mit jeder neuen Rollenkonstellation beginnt das Spiel aufs Neue.

Eine der Konstanten ist Ralf Rummel, der, seit 1988 dabei, zur Jahrtausendwende die Leitung von Klaus Caesar übernahm. Bewährt haben sich auch die Proben im Alten E-Werk, wo fast alle 18 Dacapo-Inszenierungen entstanden sind. Und dort finden auch die Premieren und ungezählte Aufführungen statt. „Wir fühlen uns eng mit diesem Gebäude und mit den Leuten vom Kulturverein Odeon verbunden“, sagt Rummel Durch die Kulturförderung der Stadt sind sie in der glücklichen Lage, Theater ohne Vorgaben machen zu können. Diese Freiheit schätzen sie sehr, die derzeit 16 Aktiven, und geben noch einiges dazu.

Zu den regelmäßigen Proben kommen Workshops, bei denen sie von Profis lernen: Körperarbeit, Präsenz, Biografiearbeit, Stimmtraining und vieles mehr. Ständig werden Stücke gelesen, Texte gelernt und daran gearbeitet, „die Figur zu verinnerlichen“.

Barbara Rummel beschreibt, wie sie für ihre Rolle im aktuellen Stück ‚Schrottengel‘ monatelang betagte Frauen beobachtet hat. Wie bewegen sie sich, wie sprechen sie, wie schimpfen sie, was fürchten sie? „Ich will, ich muss mich eindenken, einfühlen in meine Figur.“ „Dieses Gefühl angemessen herauszulassen, das ist für mich die schauspielerische Arbeit,“ ergänzt Monika Zylla.

„Wir lernen Gefühle abzurufen, die wir kennen“, erklärt Margarete Kienzle. Die Theater-Lehrerin gehört seit 2007 dazu und führt zum dritten Mal Regie. „Nur aus dem selbst erlebten Gefühl heraus können Gestik, Mimik, Haltung, Bewegung überzeugend entwickelt werden.“ Das bedeute, „hinter die Worte zu blicken, in das vorzudringen, was in den Figuren und um sie herum geschieht.“



Zum 25-jährigen Jubiläum macht Dacapo mit einem Flashmob auf dem Schillerplatz auf sich aufmerksam.


Ralf Rummel legt großen Wert darauf, dass das Stück gemeinsam ausgewählt und die Rollenverteilung besprochen werde. „Die Regie trägt ein Stück, aber entwickeln müssen wir es zusammen.“ Das sind alle, die spielen, dazu Techniker Florian Wascher, Kostümbildnerin Monika Nuding und die Regisseurin – „nur alle zusammen schaffen wir es über das lange Vorbereitungsjahr bis zur Premiere, durch alle Aufführungen, über jede Kritik.“ Margarete Kienzle beschreibt, wie irgendwann Zeitdruck an den Nerven nagt. Und doch: „Das Gemeinschaftsgefühl trägt uns durch Phasen, in denen das Projekt zu kippen droht.“ Monika Nuding fragt sich jedes Mal: „Warum tu’ ich mir das an?“ Unerbittliches Lampenfieber macht sie fertig. Alle haben sie das, diese im besten Fall als „Schmetterlinge im ganzen Körper“ empfundene Aufregung vor dem Auftritt.

Klar geht ab und zu was schief: mal fiel während der Aufführung ein Kabel von der Decke, der Sekt fehlte oder der Text oder Basti hatte seinen Einsatz verpennt. Aber „die Möglichkeit selbst „was zu entwickeln“, die „vielen lustigen und bewegenden Momente“ in der Gruppe, ja und der Applaus – das ist der Lohn. „Unschätzbar wertvoll.“




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